Die Stadt Huanta im Hochland Perus liegt 2.600 Meter über dem Meer und hat rund 40.000 Einwohner. In den 1980er Jahren litt sie sehr unter der Terror-Organisation „Der leuchtende Pfad“. Viele Menschen sind heute noch traumatisiert und brauchen Hilfe. 2009 wurde hier die dritte Johannes-Gutenberg-Schule im Land gegründet. Sie bietet Platz für 450 Schülerinnen und Schüler.
In allen vier Kindergartengruppen sind Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und fünf Jahren zusammengefasst. So lernen die Größeren ganz natürlich Verantwortung für die jüngeren Kinder zu übernehmen. Die Räume sind hell und freundlich. Dazu gibt es draußen einen großen Spielplatzbereich, den Eltern gemeinsam mit Mitarbeitern entworfen und gebaut haben. Manche Kinder haben bis dahin zuhause nur Quechua gesprochen und begegnen nun im Kindergarten zum ersten Mal der spanischen Sprache.
Nach anfänglicher Skepsis genießt die Gutenbergschule in Huanta nun einen sehr guten Ruf. Dazu beigetragen hat vor allem der respektvolle und gewaltfreie Umgang der Lehrer mit den Kindern und Jugendlichen. Die Eltern haben verstanden, dass ihre Kinder durch eine gute Bildung mehr Chancen für die Zukunft haben, als wenn sie nur zuhause in der Landwirtschaft mithelfen. Unterrichtet werden die Klassen eins bis elf. Das einladende Schulgelände und die gepflegten Klassenräume werden von Schülern, Eltern und Mitarbeitern sehr geschätzt.
Anders als in Lima gibt es in Huanta ein reiches Angebot an Früchten und Gemüse. Die Jugendlichen lernen, diese Lebensmittel zu verarbeiten und etwa Marmelade oder Fruchtsäfte herzustellen. In der Schulküche werden ihnen Produktionsmethoden aus der Bäckerei und der Großküche beigebracht. Zum theoretischen Unterricht gehören auch Kalkulation, Vermarktung und Verkauf der hergestellten Produkte. Für die EDV-Ausbildung stehen zwei moderne Computerräume zur Verfügung. Auf dem Lehrplan stehen verschiedene Programmiersprachen, sowie die Wartung und Reparatur der Hardware-Komponenten.
Mit dem Gelernten haben die Schulabgänger die Möglichkeit, Geld zu verdienen und sich damit eine weiterführende Ausbildung oder gar ein Studium zu finanzieren.
Sonntags trifft sich in der Schulaula eine christliche Gemeinde. Hier arbeiten wir eng zusammen mit dem peruweiten Gemeindeverband der „Alianza-Kirche“. Der Schulpastor ist selbst in Huanta aufgewachsen und spricht sowohl Spanisch als auch Quechua. Regelmäßig organisiert er Ausflüge mit den Schülern. Auf den Wanderungen in der freien Natur ist viel Zeit für Gespräch über Gott und den Glauben.
Viele Eltern haben in der Zeit des Terrorismus als Kinder und Jugendliche schlimme Dinge gesehen und erlebt. In dieser Epoche waren Entführungen, Folter und Mord an der Tagesordnung. Väter und Mütter tragen bis heute Traumata in sich. Sie haben kaum Kraft und Energie, auf ihre Kinder einzugehen und sie zu erziehen.
Auf den Elternschulungen wird auf diese Themen eingegangen. Auf Wunsch werden die Eltern angeleitet, sich einen Lebensplan („Plan de Vida“) zu erarbeiten. Wie wollen sie ihre Familie entwickeln? Ausgangspunkt dabei ist die Frage: Welche Ressourcen stehen der Familie zur Verfügung und welche Ausbildung oder Kenntnisse haben sie?
Viele Eltern sind Quechua-sprachig und nur wenige Jahre zur Schule gegangen. Unsere beiden Sozialarbeiterinnen stehen ihnen bei und klären sie über ihre Rechte auf. Sie helfen beim Ausfüllen von Antragsformularen und Behördengängen. Dazu gibt es generell wenig kulturelle Angebote. Damit Jugendliche in ihrer Freizeit nicht gelangweilt auf der Straße herumhängen und auf dumme Gedanken kommen, bietet die Schule regelmäßig sogenannte „kulturelle Abende“ an, mit guten Kinofilmen, Konzerten oder Theaterstücken. Die Veranstaltungen stehen allen Einwohnern von Huanta offen.