30. August 2012
Bundestagsabgeordnete zu Besuch beim Kinderwerk

Am 20. August besuchten sechs Mitglieder des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Johannes-Gutenberg-Schule in Asunción. „Der Besuch kam recht überraschend“, sagt Schulleiter Delbert Unruh. Am Freitagnachmittag rief die deutsche Botschaft an und fragte, ob Montag ein kurzfristiger Besuch möglich sei. Selbstverständlich waren uns die Besucher willkommen.“

Die Bundestags-Delegation war im Rahmen einer Informationsreise durch Südamerika für zwei Tage in Paraguay. Deutschland will seine Entwicklungshilfe zukünftig verstärkt für berufliche Aus- und Weiterbildung in den Empfängerländern einsetzen. „Wir meinen,  dass wir so am besten zu einer technologischen Entwicklung eines Landes beitragen können“, so Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU).

Angeregt durch die gute Zusammenarbeit mit dem Kinderwerk Lima beim Neubau einer allgemeinbildenden Schule in Santaní, einer Provinzstadt im Nordosten Paraguays, schlug die deutsche Botschaft den Abgeordneten einen Besuch in der „Mutterschule“ in Asunción vor. Die Besucher, darunter auch Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses, waren beim Gang durch die technischen Werkstätten beeindruckt von dem hohen Ausbildungsniveau. Die Schule bildet unter anderem Elektrotechniker, Mechaniker und Industrieschneiderinnen aus. Dafür haben die jungen Menschen in den letzten drei Schuljahren ab der zehnten Klasse wöchentlich bis zu zehn  Stunden Werkstattunterricht.

In der zwölften Klasse durchlaufen sie mehrere Praktika in verschiedenen Betrieben. Wenn sie mit 18 Jahren die Schule abschließen erhalten sie zwei Zeugnisse: Eines über den allgemeinen Schulabschluss – der im Übrigen auch zum Studium an einer Universität berechtigt – und eines über die abgeschlossenen Berufsausbildung. Dass viele Gutenberg-Schüler nach ihrem Abschluss nahtlos eine Arbeitsstelle finden, läge an der langjährigen Kooperation mit Firmen in Paraguay und Brasilien, so Schulleiter Unruh. Eine Lehrerin kümmere sich ausschließlich um den Kontakt zu den zukünftigen Arbeitgebern. Technische Lehrer der Schule stünden Firmen auf Anfrage für Fortbildungsseminare zur Verfügung. „Gutenberg ist in Paraguay fast schon eine Marke. Es kann vorkommen, dass Arbeitgeber für ihre Stellen ausschließlich Gutenberg-Absolventen suchen.“, sagt Unruh.

Die Gutenberg-Schule in Asunción wurde vom Kinderwerk Lima vor 24 Jahren gebaut. Heute unterhält das Hilfswerk fünf Schulen mit insgesamt 3.300 Kindern und Jugendlichen in Peru und Paraguay. Der laufende Betrieb wird ausschließlich aus Spenden – vor allem durch Patenschaften – finanziert. Delegationsleiter Harald Leibrecht (FDP) aus dem Wahlkreis Neckar-Zaber ist das nichts Neues, hat er doch schon länger einen besonderen Zugang zu der Arbeit: „Bereits meine Großmutter hatte ein Patenkind beim Kinderwerk Lima.“ Seit acht Jahren unterstützten er und seine sechsköpfige Familie auch selbst eine Schülerin aus der Gutenberg-Schule in Comas/Peru.

Der Verwaltungsleiter der Schule in Asunción wird am 16. September beim Jahresfest des Kinderwerkes in Heidenheim zu Gast sein und über die Arbeit berichten.